Winterzauber und Weihnachtswunder

Leseprobe

Auszug aus Die Weihnachtslichter

Am Rande eines malerischen kleinen Dorfes erstreckte sich ein dichter, geheimnisvoller Wald, der seit Jahrzehnten von niemandem mehr betreten wurde. Denn sobald der Winter Einzug hielt und sich die Weihnachtszeit näherte, erstrahlten in der Dunkelheit der Nacht mystische Lichter zwischen den Bäumen und verliehen der märchenhaften Schneelandschaft eine verzauberte Aura. Keiner der Dorfbewohner hatte jemals den Mut aufgebracht, sich in diesen Wald hineinzuwagen. Sie waren überzeugt, dass dort Irrlichter ihr Unwesen trieben und jeden, der es wagte, ihr Reich zu betreten, in die Irre führten, sodass er niemals den Weg nach Hause zurückfinden würde.

Auch Mira, ein junges Mädchen von 15 Jahren, wuchs in dem Glauben auf, dass es gefährlich sei sich in den Wald zu wagen. Dabei war es seit jeher ihr sehnlichster Wunsch zwischen den Bäumen zu spazieren, Eichhörnchen, Hasen und Rehe zu beobachten oder einfach nur dem Flüstern der Blätter im Wind zu lauschen. Oft hatte sie schon traurig am Waldrand gestanden und es bedauert, dass sie diesen scheinbar doch so friedlichen Ort nicht betreten durfte. Obwohl man ihr die Geschichte von dem Mädchen, das vor Jahren für immer im Wald verschwand, mehr als einmal erzählt hatte, verstand sie nicht gänzlich, weshalb sie sich von dem grünen Dickicht fern halten sollte. Jede Faser ihres Körpers verlangte danach, dort hineinzugehen. Erklären konnte sie es nicht, doch sie fühlte, dass sie bei den mystischen Lichtern die Antwort finden würde, nach der sie schon ihr Leben lang suchte.

Mira war ein seltsames Kind. Sie interessierte sich nicht für die Dinge, für die sich Mädchen normalerweise interessierten. Sie wollte nicht Nähen oder Häkeln, wie ihre Mutter und Schwester es taten. Sie wollte auch nicht an oberflächlichen Festen der Dorfgemeinschaft teilnehmen. Nein, Mira war lieber für sich, hing ihren Tagträumen nach, beobachtete und beneidete die Vögel, die sich frei bewegen konnten, wohin auch immer der Wind sie auf ihren Schwingen trug und wünschte sich eines Tages herauszufinden, wer sie wirklich war.

Hinter ihrem Rücken wurde oft geredet, die Nachbarn hielten sie für wunderlich und jedes Mal, wenn das Gerede zu ihrer Familie durchdrang, musste sie sich den immer gleichen Tadel ihres Vaters anhören. Er verlangte von ihr, sich ihrer Stellung bewusst zu sein und ihren Platz in der Gemeinschaft endlich ernst zu nehmen. Doch damit bewirkte er nur, dass sich seine Tochter mehr und mehr von ihnen distanzierte. Oft lief sie von zu Hause fort, trieb sich stundenlang weit ab vom Dorf herum, um allein sein zu können. Sie fragte sich, ob dies schon alles war, was das Leben zu bieten hatte.

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Lektorat:

„Die Flinke Feder“