CRUELTY OF FATE Leseprobe

Umgeben von malerischen Gebirgsketten und endlos langen Flüssen lag die kleine Stadt Koamare. Dort lebte nicht nur ich selbst, sondern auch das schönste Mädchen der Gegend. Viele Jahre lang hegte ich romantische Gefühle für diese junge Frau. Ich liebte sie, suchte ihre Nähe, doch hielt sie mich stets auf Abstand. Ein Freund durfte ich für sie sein, ihr eine Schulter zum Ausweinen bieten, mehr jedoch nicht.

Eines Tages trat ein anderer Mann in ihr Leben und zerstörte all meine Hoffnungen …

Kajsa war 19 Jahre alt und die begehrteste Frau in der kleinen Stadt mit den romantischen Fachwerkhäusern, in der sie mit ihren Eltern lebte. Ihr feuerrotes, gelocktes Haar, das bis zu ihren Hüften reichte, und ihre leuchtend grünen Augen betörten alle jungen Männer, die ihr in den schmalen Gassen Koamares über den Weg liefen. Und trotzdem war sie, sehr zum Leidwesen ihres Vaters, noch immer unverheiratet. Unter all ihren Verehrern gab es jedoch niemanden, mit dem sie ihr Leben hätte teilen wollen. Nicht einmal mit ihrem besten Freund, Lijan.

Sie kannte Lijan, der zwei Jahre älter war, seit ihrer Kindheit, war mit ihm zusammen aufgewachsen und hatte sich stets gut mit ihm verstanden. Kajsa wusste, dass Lijan für sie mehr empfand als bloße Freundschaft, jedoch erwiderte sie diese Gefühle nicht und hielt ihn zunehmend auf Abstand, um keine falschen Hoffnungen in ihm zu säen.

Eines Abends bereitete Kajsa gerade mit ihrer Mutter das Abendessen zu, als ihr Vater von der Feldarbeit heimkehrte. Der ältere Mann bewirtschaftete, mit ein wenig Unterstützung seiner Frau, den kleinen Hof nahezu allein. Er hatte ihn von seinem Vater geerbt und obwohl er die harte Arbeit ein Leben lang gewohnt war, hinterließ sie nun die ersten Spuren. Mit beiden Händen an seinem schmerzenden Rücken betrat er die Küche.

»Ach, meine beiden Lieblingsfrauen«, sagte er, erfreut darüber, wieder bei seiner kleinen Familie zu sein. Amalia, seine Frau, drehte sich zu ihm um und betrachtete ihn mitleidig.

»Ach Erik, vielleicht sollten wir doch lieber eine Hilfe einstellen«, schlug sie ihm vor.

»Liebling, das können wir uns nicht leisten und bisher bin ich auch allein gut zurecht gekommen.« Amalia schüttelte ungläubig den Kopf. Schon oft hatte sie erfolglos versucht mit ihrem Mann darüber zu sprechen, also beließ sie es auch dieses Mal wieder dabei und deckte den Tisch.

»Setz dich. Das Essen ist gleich fertig.« Kajsa wandte sich an ihren Vater und gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange.

»Wie war dein Tag?«, fragte er seine Tochter, als auch sie sich an den Tisch setzte.

»Gut«, antwortete sie knapp, da sie ahnte, worauf ihr Vater abzielte. Er wollte seine Tochter endlich verheiratet wissen und tischte das leidige Thema nahezu jeden Abend auf.

»Hast du dich mit jemandem getroffen?«, hakte er vorsichtig nach. Kajsa verdrehte genervt die Augen.

»Nein Vater, mit wem hätte ich mich treffen sollen? Die Stadt ist klein und die Auswahl daher nicht sonderlich groß.«

»Was ist mit Lijan? Er ist ein netter junger Mann und er mag dich wirklich sehr«, erinnerte er sie.

»Ja Vater, ich weiß, aber ich liebe ihn nun mal nicht.«

»Kajsa, wir machen uns Sorgen um dich«, mischte sich ihre Mutter nun ein.

»Das braucht ihr nicht. Ich kann auf mich selbst aufpassen.«

»Das weiß ich, aber wer soll für dich sorgen, wenn ich eines Tages nicht mehr bin? Ich möchte dich in guten Händen wissen«, fügte ihr Vater an.

»In dieser Stadt gibt es niemanden, den ich interessant genug finde, um mein ganzes Leben mit ihm zu verbringen.«

Seufzend sahen ihre Eltern sich an. Sie wussten nicht, was sie noch tun sollten. Keinesfalls wollten sie ihre Tochter gegen ihren Willen mit jemandem verheiraten, den sie nicht liebte. Jedoch wurden auch sie nicht jünger und die Sorge um ihr einziges Kind wuchs mit jedem Tag.