CURSE OF BLOOD Teil I Leseprobe

Tiefe, grüne Wälder, weite Wiesen und Felder, bewachsen mit weichem, saftigen Gras, bunten Blumen, Mais und Korn, ein herrschaftliches Landhaus, liebende Eltern, eine glückliche Familie. Doch konnte ich in dieser Welt meinen Platz nicht finden und dann habe ich alles verloren…

in nur einer Nacht…

Es war ein milder, sonniger Tag, an dem Keano, Sohn einer adligen Familie, mit seinem Vater durch ein Stück Wald ritt, das zu ihrem Landsitz gehörte. Eine leichte Brise wehte den beiden um die Nase und die ersten Sonnenstrahlen nach einem langen und harten Winter wärmten ihre Haut. Es wirkte so friedlich, doch Keanos Vater verstand es selbst die idyllischste Ruhe zu zerstören.

„Und, mein Sohn, hast du dich endlich für eine Braut entschieden?“, fragte der ältere Herr. Keano verdrehte genervt die Augen.

„Du weißt, du musst eines Tages heiraten und ich bin nicht mehr der Jüngste. Sei froh, dass ich dir zugestehe, deine zukünftige Gemahlin selbst zu wählen“, begann sein Vater einen Vortrag, der Keano nur allzu bekannt war und so unterbrach er ihn.

„Ja, Vater. Du bist nun auch noch nicht so alt, dass ich gleich morgen heiraten müsste. Gib mir Zeit“, antwortete er von diesem leidigen Thema gelangweilt, gab seinem Pferd die Sporen und überholte seinen Vater im Galopp.

Wieder am Landhaus der Familie angekommen, übergab Keano sein Pferd einem Stallburschen und schritt auf die Eingangstür zu, an der seine Mutter ihn bereits erwartete.

„Wo ist dein Vater?“, fragte sie besorgt.

„Der alte Mann kommt nicht schnell genug hinterher“, antwortete Keano ihr und ging die Treppe nach oben.

„Sprich nicht so von deinem Vater“, rief seine Mutter ihm empört nach und drehte sich wieder zur Tür, wo auch schon ihr Gemahl auftauchte.

„Sei nachsichtig mit ihm. Es ist meine schuld, dass er mich als alten Mann bezeichnet hat.“ Er nahm seine Gemahlin in den Arm.

„Hast du noch einmal mit ihm über die Heirat sprechen können?“, fragte sie noch immer mit sorgenvollem Ton.

„Ich habe es versucht, aber er schafft es immer wieder, das Thema geschickt zu umgehen.“ Gemeinsam betraten sie das Landhaus und bereiteten sich auf das Abendessen vor.

An der reichlich gedeckten Tafel saß die ganze Familie gemeinsam beim Essen. Auch die zwei jüngeren Schwestern Keanos waren anwesend. In ihren aufwendig gearbeiteten Kleidern und den eleganten Schuhen sahen sie aus wie zu kleine Erwachsene. Eine Schande, kleine Kinder in so eine Gesellschaft zu zwängen, anstatt sie einfach Kinder sein zu lassen, dachte Keano sich und beachtete sie nicht weiter. Auch er hatte nie eine richtige Kindheit gehabt. Oft hatte er andere Kinder aus mittelständischen Familien auf den Straßen spielen sehen, während er selbst streng dazu erzogen wurde, seine Aufgabe in der adligen Gesellschaft zu erfüllen. Er hatte alles, was ein Mensch in seinem Alter sich wünschen könnte. Nur an Freiheit mangelte es ihm. Die Freiheit, auch einmal eigene Entscheidungen zu treffen und vielleicht mal Fehler zu machen.