Adventskalender

Lass dich von meiner Kurzgeschichte „Wenn Träume Wirklichkeit werden“ durch den Advent begleiten.

1. Teil

Es war ein eiskalter Winterabend als Nuka einsam und frierend einen verschneiten Wald durchquerte. Sein Magen knurrte und schmerzte vor Hunger. Es waren bereits mehrere Tage vergangen, seit der verwaiste Junge etwas zu essen gefunden hatte. Die alte, verschmutzte Kleidung, die er am Leib trug bot ihm kaum Wärme, und war alles was er besaß. Als seine Eltern starben, war er noch sehr kleingewesen. Das Waisenhaus hatte ihn vor die Tür gesetzt, als er 9 Jahre alt war. Gerade alt genug, um zu arbeiten. Nur wollte ihm niemand Arbeit geben. So klein und mager wie er war, glaubte keiner, dass er von Nutzen sein konnte. Seither zog er allein und verängstigt durch das Land.

Als er aus dem Wald hinaustrat, entdeckte er vor sich ein kleines Dorf. Er blieb kurz stehen und überlegte, ob er sich dorthin wagen sollte. Erinnerungen wurden wach. Auf seiner langen Reise hatte er viele Orte besucht, doch überall waren die Einwohner ihm feindlich gesinnt gewesen. Bei seinem erbärmlichen Anblick wunderte es ihn nicht. Die Menschen beäugten seine verlumpte Gestalt misstrauisch. Sicher hielten sie ihn für einen Dieb oder fürchteten er würde Krankheiten in ihr Dorf bringen. Doch dem war nicht so. Alles, was er sich erhoffte, war ein trockener Platz zum Schlafen und vielleicht ein paar Essensreste, nach denen er stets höflich fragte. Sollte er es dennoch riskieren das Dorf zu betreten? Sein Magen knurrte erneut und zog sich schmerzend zusammen. Nuka seufzte. »Na gut«, flüsterte er und begab sich in den kleinen Ort.
Staunend betrachtete er die festlich geschmückten Häuser. Es musste wohl bald Weihnachten sein. Scheu sah er durch eines der mit Kerzen beleuchteten Fenster und sah eine Familie glücklich beim Abendessen sitzen. Die Kinder lachten und ihre Eltern warfen ihnen liebevolle Blicke zu. Eine Träne rann an Nukas Wange hinunter. Nichts auf der Welt wünschte er sich mehr, als Teil einer solchen Familie zu sein. Traurig setzte er seinen Weg durch die mit glitzerndem Schnee bedeckten Gassen fort.

Ohne auch nur einmal aufzusehen, schritt er auf das Ende des Dorfes zu. In seinem Kopf kreisten Gedanken der wenigen Erinnerungen an seine Eltern, und vor lauter Trauer vergaß er seinen Hunger.

Als sich vor ihm ein altes efeuberanktes Gemäuer auftat, blieb er stehen und hob den Kopf.
»Ein Wirtshaus?«, murmelte er überrascht. Hatte er in dieser abgelegenen Gegend doch nicht damit gerechnet. Es wirkte verlassen. Er drehte sich noch einmal um, aber außer ihm war niemand auf der Straße, und so betrat er das alte steinerne Gebäude. Drinnen war es kalt und ungemütlich, aber vollständig erhalten. Froh ein Dach über dem Kopf zu haben, sah Nuka sich nach einem geeigneten Schlafplatz um und wurde auch bald fündig. Eine mit Stroh bedeckte Ecke in einer kleinen Kammer war mehr als er zu träumen gewagt hatte. Erleichtert und zufrieden legte er sich hin. Erst jetzt merkte er, wie seine Glieder von der Kälte und der langen Reise schmerzten. Doch das hinderte ihn keineswegs daran zur Ruhe zu kommen und endlich einzuschlafen.

Früh am nächsten Morgen wurde Nuka durch lautes Schimpfen geweckt.
»Wer bist du und was willst du hier? Mach das du weg kommst!«, hörte er die erboste und ungeduldige Stimme eines älteren Mannes.
Erschrocken sprang er auf. »Bitte verzeih, ich habe nur einen Ort zum Schlafen gesucht.«
»Das interessiert mich nicht. Jetzt verschwinde«, grummelte der Mann. Seine Kleidung war alt und abgetragen, aber sauber. Die vielen Schichten an Stoff, die er aufgrund der Kälte übereinander trug, ließen den großgewachsenen Mann stämmig wirken.
»Bitte, schick mich nicht fort. Ich werde dich nicht stören. Du wirst gar nicht bemerken, dass ich da bin«, bat Nuka eingeschüchtert.
»Nein. Hier ist kein Platz für Streuner«, entgegnete er mit Nachdruck.
»Bitte«, flehte Nuka und sah ihn mit seinen großen braunen Rehaugen an. Der Mann holte tief Luft, um den Jungen erneut zu schelten, hielt dann jedoch inne.
»Wie lautet dein Name?«
»Nuka«, antwortete er verunsichert.
»Und wieso streunst du hier ganz alleine durch die Gegend?«, hakte er griesgrämig nach.
»Ich habe kein Zuhause mehr. Meine Eltern sind tot.« Nuka ließ traurig den Kopf hängen.
Resigniert seufzte der ältere Mann. »Hast du Hunger?«
Nuka nickte zögerlich. Der Bewohner des Gasthauses wandte sich zum Gehen. Nuka war verunsichert und rührte sich nicht vom Fleck.
»Dann komm«, rief der Mann genervt, als er bemerkte, dass sein ungebetener Gast ihm nicht folgte. Hastig eilte Nuka hinter ihm her.

»Hier«, sagte der Mann und stellte eine Schüssel Suppe vor Nuka auf den Tisch. Ohne zu zögern, begann dieser hastig zu essen.
»Iss langsam«, warf sein mürrischer Gastgeber ein. »Du schlingst, als hättest du die ganze Woche noch nichts zu essen gehabt«, fügte er unüberlegt hinzu. Nuka sah betreten auf die Tischplatte. Die Gesichtszüge seines Gegenübers wurden noch ernster, als ihm klar wurde, dass der Junge tatsächlich seit Tagen nichts gegessen hatte. So stand er auf und holte ihm einen zweiten Teller Suppe. Unendlich dankbar strahlte Nuka über das ganze Gesicht.
»Ich bin übrigens Inuk«, stellte der Mann sich vor.
»Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen, und ich danke dir vielmals für die Suppe«, entgegnete Nuka fröhlich.
Inuk winkte ab. »Wie alt bist du?«
»Ich weiß es nicht so genau«, antwortete Nuka, sichtlich überrascht von der Frage. Sein Geburtstag war ihm unbekannt, und auch wie viele Jahre wohl vergangen waren, seit seinem Rauswurf aus dem Waisenhaus, wusste er nicht.
Inuk musterte ihn genauer. »Nun, du könntest vielleicht 12 oder 13 Jahre alt sein. Allerdings lässt der viele Schmutz auf deiner Haut dich vermutlich älter wirken, als du bist. Ich zeige dir, wo du dich waschen kannst, sobald du aufgegessen hast.«

Nahe der Kochstelle stand ein hölzerner Waschzuber, den Inuk mit Wasser, das er am Feuer erwärmt hatte, befüllte. Der Raum war angenehm warm, sodass Nuka langsam seine Finger wieder spürte.
»Wasch auch deine Kleidung darin. Bis sie getrocknet ist, gebe ich dir welche von mir. Sie wird dir nicht passen, aber für den Moment muss es reichen«, sagte Inuk und legte einen Stapel ordentlich zusammengelegter Wäsche auf den Tisch.
»Ich danke dir«, sagte Nuka überglücklich. Inuk ließ ihn allein, und entspannt glitt sein junger Gast in das wohlig warme Wasser. Während er sich und seine Kleidung schrubbte, dachte er darüber nach, was für ein Glück er doch hatte. Obwohl Inuk rau und abweisend wirkte, war er hilfsbereit, teilte sogar sein Essen mit ihm. Vermutlich war auch er einsam, dachte Nuka sich. Obgleich er auch jetzt nicht wusste, wie es für ihn weitergehen würde, fühlte er sich zum ersten Mal seit dem Tod seiner Eltern sicher und das beruhigte ihn sehr.

2. Teil

Inuk verkniff sich ein Lachen, als Nuka wenig später in dessen viel zu großer Kleidung wieder zu ihm stieß.
»Wer hätte gedacht, dass tatsächlich ein Mensch hinter all dem Schmutz steckt«, sagte er mit Blick in Nukas sauberes Gesicht. »Vielleicht bist du auch erst 11.«
»Demnach bin ich schon seit ungefähr 2 Jahren allein auf der Straße«, entgegnete Nuka niedergeschlagen und setzte sich. »Ich kann dir gar nicht genug danken.«
»Es ist bereits tiefster Winter und die Vorräte werden nicht reichen, um uns beide die nächsten Wochen satt zu bekommen«, wechselte Inuk das Thema. »Wir müssen uns etwas einfallen lassen.«
»Heißt das, ich darf hierbleiben?«, fragte Nuka vorsichtig.
»Es ist bald Weihnachten und draußen liegt der Schnee so hoch, dass du Wicht sicher darin versinken würdest«, grummelte er. »Da setze ich dich doch nicht vor die Tür.«
Am liebsten wäre Nuka ihm um den Hals gefallen, doch da er nicht wusste, wie Inuk darauf reagieren würde, unterdrückte er seinen freudigen Impuls.
»Vielleicht können wir fischen gehen. Gibt es einen See in der Nähe?«, fragte er und hoffte, dies könnte schon die Lösung ihres Problems sein.
»Es gibt einen Fluss auf der anderen Seite des Dorfes, doch Fische wurden dort noch nie gesehen«, antwortete Inuk. »Wir werden eine Lösung finden«, fügte er aufmunternd an. Sein unerwarteter Gast erschien ihm als angenehme Gesellschaft und keinesfalls wollte er, dass der Junge, der es im Leben bereits so schwer hatte, sich erneut Sorgen musste.

Als Nukas Kleidung am nächsten Tag getrocknet war, machte er einen Spaziergang durch den Schnee. Die Sonne strahlte und wärmte sein Gesicht. Zum ersten Mal seit langer Zeit genoss er bewusst den Anblick des blauen Himmels und des glitzernden Schnees. Satt und aufgewärmt erschien ihm die Welt plötzlich wunderschön. Doch als er bemerkte, dass ihn eine fremde Frau beobachtete, lief er schnell davon. Die Frau sah dem unbekannten Jungen nach, bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden war.

Am Nachmittag erledigte er mit Inuk anfallende Arbeiten im Gasthaus. Es war sicher schwer dieses doch recht große Gebäude ganz allein in Stand zu halten. Nuka staunte darüber, dass Inuk, das alleine bewältigen konnte.
»Bist du der Wirt hier?«, fragte er vorsichtig.
»Das war ich, aber es kommt schon seit Jahren niemand mehr her. Nicht mal die Dorfbewohner kehren abends auf ein Bier oder eine heiße Suppe ein«, antwortete er grummelig.
»Wie lange lebst du schon allein hier?«, fragte Nuka neugierig.
»Schon viele Jahre«, antwortete Inuk seufzend.
»Hast du keine Familie?«
Einen Moment herrschte Schweigen. Inuk atmete hörbar aus und sah Nuka mit einem traurigen Blick an. »Ich hatte eine Frau und eine Tochter. Beide wurden krank, und niemand konnte ihnen helfen.«
»Das tut mir leid«, sagte Nuka und richtete seinen Blick bedrückt gen Boden.
»Mit der Zeit besuchten immer weniger Menschen das Wirtshaus, und irgendwann kam niemand mehr. Seitdem bin ich hier allein«, fuhr Inuk fort. »Es ist, als wäre das Wirtshaus in Vergessenheit geraten.«
Nuka betrübte, was Inuk ihm erzählte. Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte.

Am darauffolgenden Tag lief Nuka durch den Wald. Er hoffte, trotz der dichten Schneedecke, noch Pilze zu finden. Dem war leider nicht so. Alles, was er fand, war eine Hand voll Haselnüsse. »Davon werden wir nicht satt«, murmelte er missmutig und lief zurück zum Wirtshaus. Er hatte nicht bemerkt, dass die Frau, die er am Tag zuvor gesehen hatte, ihn auch heute aus der Ferne beobachtete und ihm nun mit einem gewissen Abstand folgte.
Als er das Wirtshaus erreichte, versteckte sie sich hinter einem Baum und wartete bis er im Inneren des alten Gemäuers verschwunden war. Mit mitleidiger Miene seufzte sie laut, bevor sie zurück ins Dorf ging.

In den folgenden Tagen beobachtete sie Nuka dabei, wie er im Wald und am Fluss nach etwas essbarem suchte. Es brach ihr fast das Herz. Obwohl sie ihn nicht kannte, ihn in dieser Gegend nie zuvor gesehen hatte, wollte sie ihm helfen. So packte sie eines morgens einen Korb mit Brot, Milch und Käse und stellte ihn vor der Tür des Wirtshauses ab.
Als Nuka wenig später nach draußen trat, stolperte er beinahe über den am Boden stehenden Korb. Überrascht sah er erst auf den Korb und ließ dann seinen Blick durch die Umgebung schweifen. Es war niemand zu sehen. Wer mochte ihnen diesen Korb nur gebracht haben? Ohne darauf eine Antwort zu haben, griff er nach diesem und ging wieder zurück ins Wirtshaus.
»Sieh mal, was vor der Tür stand.« Er stellte den Korb auf den Esstisch und sah Inuk erfreut an.
Auch den überraschte, was er sah. »Das stand vor unserer Tür?«
Nuka nickte.
»Seltsam.« Inuk warf einen Blick hinein.
»Du scheinst doch noch nicht ganz vergessen worden zu sein«, vermutete Nuka.
»Warst du im Dorf?«, fragte Inuk.
»Nein. Ich war nur im Wald und am Fluss.«
»Bist du jemandem begegnet?«, hakte der Wirt nach.
»Nein.« Nuka schüttelte den Kopf. »Vor ein paar Tagen hat mich eine ältere Frau beobachtet, aber ich habe nicht mit ihr gesprochen. Ich bin schnell wieder hierher zurück gelaufen.«
»Dann verdanken wir es wohl eher dir, dass wir etwas zu essen bekommen haben.« Er wuschelte durch Nukas zotteliges Haar.
Der Junge sah Inuk dabei zu, wie er den Korb ausräumte und die Lebensmittel im Vorratsschrank verstaute. »Wie war es hier früher?«
»Was meinst du?«, hakte der Wirt nach.
»Als das Wirtshaus noch voller Gäste war, wie war das?«, erläuterte Nuka seine Frage.
»Es war eine anstrengende Arbeit, aber auch wundervoll. Die warme heimelige Atmosphäre, das Knistern im Kamin. Die Menschen haben gegessen, getrunken, gelacht und Geschichten aus aller Welt erzählt. Es war eine schöne Zeit.«
Nuka spürte, wie sehr Inuk dieser Zeit nachtrauerte.
»Vielleicht wird es eines Tages wieder so«, warf er hoffnungsvoll ein.
»Nein. Das wird es nie mehr. Die letzten Winter waren lang und hart, nahezu jeder kämpft nur noch ums Überleben. Genauso wie ich. Es wäre mir gar nicht möglich jemanden hier zu bewirten.«
»Aber«, setzte Nuka an.
»Ich sagte nein«, unterbrach Inuk ihn harsch. Der Waisenjunge zuckte erschrocken zusammen.
»Es tut mir leid«, nuschelte Inuk, als ihm klar wurde, dass er dem Jungen Angst gemacht hatte und verließ den Raum.

3. Teil

Am nächsten Tag trat Nuka mit dem leeren Korb vor die Tür und schlug den Weg Richtung Wald ein. Kurz bevor er ihn erreichte, sah er von Weitem die ältere Frau auf sich zukommen. Verunsichert blieb er stehen und überlegte, ob er nicht lieber weglaufen sollte. Bevor er eine Entscheidung treffen konnte, sprach sie ihn an.
»Hallo«, sagte sie freundlich. »Du bist neu hier in der Gegend, nicht wahr?«
Nuka nickte zögerlich.
»Wohnst du im alten Wirtshaus?«, hakte die Frau weiter nach. Nuka verunsicherten ihre Fragen, sodass er ihr die Antwort schuldig blieb.
»Mein Name ist Sila.« Sie sah ihn abwartend an. »Hast du auch einen Namen?«, hakte sie nach, da ihr schweigsamer Gesprächspartner noch immer regungslos vor ihr stand.
»Nuka«, antwortete er knapp.
»Es freut mich dich kennenzulernen, Nuka. Wo sind denn deine Eltern?« Sie lächelte ihn freundlich an.
»Sie sind tot«, antwortete Nuka leise.
Das Lächeln verschwand von Silas Lippen. »Das tut mir schrecklich leid. Kann ich dir irgendwie helfen?«
»Sie haben schon sehr geholfen.« Er deutete auf den Korb. »Der kam doch von Ihnen?«
»Ja«, antwortete Sila mitfühlend.
Nuka schritt zögerlich auf sie zu und reichte ihr den Korb. »Danke.«
»Gerne«, entgegnete sie und nahm ihm den leeren Korb ab. »Möchtest du vielleicht zum Abendessen zu mir kommen?«
Nuka nestelte nervös am Saum seines zerschlissenen Mantels. Er kannte Sila nicht und ihre Freundlichkeit irritierte ihn ein wenig.
»Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Seit dem Tod meines Mannes lebe ich allein in meinem kleinen Haus. Wir können uns ganz gemütlich zum Essen zusammensetzen.« Sila merkte, dass Nuka mit ihrem Angebot überfordert war.
»Haben Sie keine Kinder?«, fragte er verwundert.
»Nein. Ich habe mir immer Kinder gewünscht, aber es war meinem Mann und mir einfach nicht vergönnt«, antwortete Sila mit einem traurigen Lächeln.
Nuka nickte. Unschlüssig drehte er sich um, als wollte er einen Blick auf das Wirtshaus werfen, das er vom Wald aus gar nicht sehen konnte.
»Möchtest du nun zum Abendessen kommen? Du hast doch sicher Hunger«, hakte sie noch einmal nach.
»Ich sollte besser nicht. Ich meine, ich kann Inuk nicht alleinlassen.«
»Inuk? Der Wirt? Er lebt noch immer hier?« Sila war sichtlich überrascht.
Nuka nickte.
»Ich dachte, er wäre schon vor Jahren fortgegangen.« Betroffen sah sie den Waisenjungen an. »Er muss furchtbar einsam sein. Bring ihn doch mit zum Essen«, schlug sie mitfühlend vor.
»Ich weiß nicht, ob er damit einverstanden wäre.« Nuka war hin- und hergerissen. Viele Jahre der Ablehnung hatten ihn vorsichtig werden lassen. Obwohl Sila ihm sehr freundlich und vertrauenswürdig erschien, war er sich unsicher, ob sie tatsächlich nur helfen wollte.
»Ich … ich sollte ihn erst fragen.« Nuka wandte sich zum Gehen und ließ Sila allein zurück. Sie ahnte bereits, dass die beiden ihre Einladung ausschlagen würden. 

Und so kam es auch. Am Abend saß sie allein bei Tisch. Dennoch hielt sie das nicht davon ab, am nächsten Tag wieder einen Korb mit Lebensmitteln für Nuka und Inuk zu packen. Nur dieses Mal klopfte sie an der Tür.
Verwundert öffnete Inuk ihr. Seit vielen Jahren hatte niemand mehr vor seiner Tür gestanden. Zuerst meinte er, sich das Klopfen nur eingebildet zu haben, doch auch Nuka hatte es gehört. So war er aufgestanden und starrte nun fragend in das rundliche Gesicht von Sila, die ihn freundlich anlächelte.
»Es ist schön dich wiederzusehen, Inuk«, sagte sie.
»Du hättest jederzeit vorbeikommen können«, warf er vorwurfsvoll ein.
»Das hätte ich auch getan, wenn ich gewusst hätte, dass du noch immer hier wohnst. Wie kann es sein, dass wir uns all die Jahre nie zufällig begegnet sind?« Sie sah ihn erstaunt an.
»Ich bin nicht allzu oft rausgegangen. Nach dem Tod meiner …«, murmelte er, während er nach einer Erklärung suchte, die nicht preisgab, was wirklich in ihm vorging.
»Ich verstehe.« Sila hatte bemerkt, dass es ihm Kummer bereitete darüber zu reden und wollte ihn nicht länger damit belasten. »Ich habe euch etwas zu essen gebracht«, wechselte sie das Thema und reichte ihm den Korb.
»Ich danke dir. Du bist uns wirklich eine große Hilfe. Ich hoffe nur, dass du wegen deiner Großzügigkeit nicht selbst verzichten musst.« Er sah sie mit besorgter Miene an.
»Keine Sorge. Du weißt, ich bin allein, da brauche ich gar nicht so viel, wie ich im Vorratsschrank habe.« Sie lächelte ihn freundlich an. »Ich habe bemerkt, dass Nukas Mantel schon sehr alt und kaputt ist. Daher habe ich das hier für ihn gemacht.« Sie reichte Inuk ein Stoffbündel. »Es ist ein alter Mantel meines Mannes. Ich habe ihn geändert. Hoffentlich passt er Nuka.«
Staunend nahm Inuk den Mantel entgegen. »Er wird sich sicher sehr freuen.«
Sila lächelte verlegen. »Ich würde euch beide gerne zu mir zum Abendessen einladen.«
Inuk wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Er war sichtlich überrascht, denn von der ersten Einladung hatte Nuka ihm nichts erzählt. »Wir kommen gern«, entgegnete er dann.
»Das freut mich«, sagte Sila und wandte sich zum Gehen. »Dann bis heute Abend.«

Als die beiden am Abend vor Silas Haustür standen, war Inuk sichtlich nervös. Viele Jahre hatte ihn niemand mehr eingeladen. Er war kaum unter Menschen gekommen. Nun fürchtete er, sich zu blamieren oder dass den ganzen Abend eisernes Schweigen am Tisch herrschen würde. Nuka hingegen freute sich sehr. Er fragte sich, ob das Essen mit Sila und Inuk so sein würde, wie bei den glücklichen Familien, die er durch so manches Fenster beobachtet hatte.
Als er schließlich klopfte, öffnete Sila ihnen freudig und bat sie herein.

»Es ist so schön, endlich wieder Gesellschaft zu haben«, sagte die Witwe, als sie das Essen mit Hilfe ihrer Gäste auf den Tisch brachte.
»Das duftet köstlich«, schwärmte Nuka.
»Ich hoffe, es wird dir auch genauso gut schmecken.« Sila lächelte erfreut. Es war lange her, dass sich jemand über ihre Kochkünste gefreut hatte.
»Ich hoffe, wir machen dir keine Umstände«, richtete Inuk das Wort an sie.
»Keineswegs. Eure Gesellschaft macht mich sehr glücklich.«
»Ich habe dir noch gar nicht für den Mantel gedankt«, sagte Nuka strahlend und lächelte über das ganze Gesicht.
»Gefällt er dir?« Sila wandte sich dem Waisenjungen zu.
»Ja, er ist so weich und warm«, antwortete dieser.
»Das freut mich.« Sie strich ihm liebevoll über das Haar. »Jetzt esst, bevor es kalt wird.«

4. Teil

Nach einem wundervollen Abend machten sich Inuk und Nuka zufrieden und gesättigt wieder auf den Weg zurück ins Wirtshaus.
»Sila ist wirklich sehr nett«, sagte Nuka. »Wir sollten sie auch mal ins Wirtshaus einladen.«
»Das halte ich für keine gute Idee. Du weißt doch selbst wie verwahrlost es im Wirtshaus aussieht, und wir haben gar nicht die Möglichkeit ein so zauberhaftes Essen auf den Tisch zu bringen wie Sila «, warf Inuk ein.
Nuka ließ enttäuscht die Schultern hängen. »Ob sie uns denn noch einmal einladen wird?«, fragte er hoffnungsvoll. Er mochte die ältere Frau sehr und wollte sie gerne wiedersehen.
»Das wird sie bestimmt«, erwiderte Inuk, um dem Jungen Hoffnung zu machen.

Glücklich lag Nuka wenig später in seinem Bett. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich wirklich wohl. Er hatte ein Dach über dem Kopf, genug zu essen und musste endlich nicht mehr frieren. Noch schien es ihm unbegreiflich, was in den letzten Tagen geschehen war. Doch wollte er darüber auch gar nicht nachdenken. Er beschloss es einfach nur zu genießen.

Am nächsten Tag traf er Sila auf einem Spaziergang durch den Schnee. Fröhlich rannte er auf sie zu und fiel ihr in die Arme. »Es ist so schön dich wiederzusehen.«
»Ich freue mich ebenso«, entgegnete Sila lachend. »Nuka, ich habe mir überlegt, vielleicht möchten Inuk und du gerne mit mir Weihnachten feiern. Was hältst du davon?«
Nukas Augen wurden groß. »Das fände ich unglaublich schön.«

Sila begleitete den Jungen zurück zum Wirtshaus.
Inuk, der draußen Holz hackte, sah sie von Weitem kommen. »Hast du uns Besuch mitgebracht«, stellte er lächelnd fest. Es freute ihn zu sehen, wie glücklich Nuka zu sein schien.
»Ich habe Sila im Wald getroffen. Sie lädt uns zum Weihnachtsessen ein«, plapperte er freudig drauf los.
»Hallo Inuk«, sagte Sila und schritt auf den Wirt zu.
»Hallo Sila«, entgegnete er und legte die Axt beiseite. »Weihnachtsessen klingt wundervoll.«
»Also werdet ihr kommen?«, hakte Sila erfreut nach.
»Selbstverständlich.«
Nuka war voll Freude darüber, dass Inuk zugestimmt hatte. Dies würde sein erstes Weihnachtsfest werden und nichts im Leben hätte ihn glücklicher machen können.

Die Tage bis Weihnachten zogen sich für Nuka quälend langsam hin. Seine Vorfreude stieg stetig an, und von Tag zu Tag wurde er ungeduldiger.
»Ich habe mir noch nie so sehr gewünscht, dass endlich Weihnachten ist wie in diesem Jahr«, sagte Inuk lachend.
»Wieso?«, fragte Nuka verwundert.
»Weil du kleiner Quälgeist eine ganz schöne Unruhe mitbringst«, antwortete er und lächelte ihn amüsiert an. »Du hast nie zuvor Weihnachten gefeiert, nicht wahr?«
Nuka schüttelte den Kopf. »Vielleicht mit meinen Eltern, aber da war ich noch viel zu klein, um mich daran zu erinnern. Im Waisenhaus wurde Weihnachten nicht gefeiert.«
Inuk seufzte mitleidig. »Dafür wird dieses Weihnachtsfest umso schöner.«
»Ja, das wird es«, stimmte Nuka überglücklich zu. »Sieh mal, es schneit schon wieder«, sagte er und stürmte zum Fenster. »Jetzt ist bestimmt bald Weihnachten.«
»Ja, sehr bald«, flüsterte Inuk. Traurig dachte er an das letzte Mal, als er Weihnachten gefeiert hatte. In dem Jahr bevor seine Frau und Tochter starben. Seitdem war er nicht mehr glücklich gewesen und er hatte auch nie zu träumen gewagt, es jemals wieder zu sein.

Am nächsten Tag war es endlich soweit. Sie würden das Weihnachtsfest gemeinsam mit Sila feiern. Nuka versuchte verzweifelt, die Zeit totzuschlagen, doch das gelang ihm nur schwer. Bereits am Nachmittag konnte er es nicht mehr aushalten. »Können wir nicht schon jetzt zu Sila gehen? Wir könnten ihr doch bei den Vorbereitungen helfen?«, schlug er vor, und obwohl Inuk im ersten Moment widersprechen wollte, schien ihm Nukas Vorschlag durchaus vernünftig und er willigte ein.
Aufgeregt sprang Nuka hin und her. Hastig zog er sich an und lief zur Tür. Inuk kam kaum hinterher.

Endlich im Dorf angekommen, sprang Nuka mit einem Satz auf die Stufe vor Silas Haustür und klopfte.
Überrascht öffnete diese kurz darauf. »Ihr seid früh dran.«
»Wir dachten, wir könnten dir bei den Vorbereitungen helfen«, entgegnete Inuk.
»Das ist sehr lieb von euch«, sagte sie und ließ die beiden eintreten.
»Das Feuer in deinem Kamin erlischt jeden Augenblick«, stellte Inuk fest.
»Ja, ich weiß. Ich bin noch nicht dazu gekommen Holz zu hacken«, entgegnete Sila und sah ihn entschuldigend an.
»Lass mich das machen«, schlug Inuk vor, und ohne eine Antwort abzuwarten, ging er wieder nach draußen.
Während er Holz hackte, half Nuka Sila in der Küche.

Silas Haus war geschmückt mit grünen Zweigen, die einen herrlich weihnachtlichen Duft verströmten. Die warme und gemütliche Atmosphäre, die in den kleinen Räumen herrschte, wurde durch das Flackern der Kerzen bestärkt. Die Vorfreude auf das Fest lag in der Luft. Der süße Geruch von Zimt und Vanille drang aus der Küche. Sila hatte Plätzchen gebacken.
Draußen fiel leise der Schnee, und die Welt schien stillzustehen.
Inuk brachte das gehackte Holz ins Haus und fachte das Feuer im Kamin wieder an. Langsam wurde es dunkel und ein paar vereinzelte Sterne funkelten am Himmel. Nuka sah aus dem Fenster. So musste es sich anfühlen eine eigene Familie zu haben, dachte er sich. Er war so sehr in seine Gedanken vertieft, dass er nicht mitbekam, was Sila und Inuk nebenan beredeten.
»Weißt du, Inuk, ich würde mich freuen, wenn ihr beide nicht wieder gehen würdet«, sagte Sila leise.
»Wie meinst du das?« Inuk sah sie mit gerunzelter Stirn an.
»Nuka braucht ein Zuhause und eine Familie«, erläuterte sie.
Inuk wandte sich seufzend von ihr ab.
Sila legte eine Hand auf seine Schulter. »Auch du warst lange genug allein.«
»Ich kann nicht«, entgegnete Inuk. »Ich kann das Wirtshaus nicht hinter mir lassen. Es ist mein Zuhause. All meine Erinnerungen an meine Frau und Tochter sind dort.«
»Das sind sie nicht, Inuk. Diese Erinnerungen sind hier«, sagte Sila ruhig und legte eine Hand auf sein Herz.
»Ich liebe meine Frau noch immer. Eine andere könnte ich niemals glücklich machen«, warf er ein.
»Ich möchte auch gar nicht, dass du als mein Gefährte bleibst. Aber vielleicht kannst du ja als Freund bleiben.« Sila sah ihn abwartend an.
»Ich denke auch, dass es das Beste sein wird, wenn Nuka bei dir bleibt. Du kannst sicher besser für ihn sorgen, als ich.« Inuk wechselte bewusst das Thema. »Aber wir sollten ihn wählen lassen.«
»Ja, das werden wir auch.« Sila beließ es vorerst dabei, doch die Hoffnung, dass Inuk es sich anders überlegen würde, gab sie noch nicht auf.

Gemeinsam saßen sie an diesem Abend noch lange beisammen. Sie genossen das köstliche Essen und die friedliche Atmosphäre, die sie umgab.
Doch irgendwann wurde Sila ernst und richtete das Wort an Nuka. »Nuka, wir müssen mit dir reden«, setzte sie an.
Der Waisenjunge blickte besorgt auf. »Habe ich etwas falsch gemacht?«
»Nein, keineswegs.« Sie lachte kurz auf. »Ich möchte dir anbieten, hier bei mir zu bleiben. Für immer.«
Nuka fehlten die Worte. Staunend sah er zu Inuk, der zustimmend nickte, dann wieder zu Sila. »Ich soll bei dir wohnen?«
»Ja, ich biete dir das Zuhause, nachdem du dich doch sicher schon lange sehnst.« Sie lächelte ihn sanft an.
Überschwängliche Freude breitete sich in Nuka aus. Jedoch wurde diese schnell getrübt. Sein Blick wanderte besorgt zu Inuk. »Bleibst du auch hier?«
Dieser schüttelte den Kopf, was den Jungen traurig stimmte. Für einen Moment legte sich Schweigen über den Raum.
»Du solltest bei Sila bleiben«, durchbrach Inuk die Stille.
»Aber was wird dann aus dir?«, fragte Nuka traurig und besorgt. Er wollte seinen neu gewonnenen Freund nicht allein zurücklassen.
»Ich komme schon zurecht. Bin ich die ganzen letzten Jahre auch. Aber du hast dir immer ein Zuhause gewünscht und Sila kann es dir geben.«
»Bei dir fühle ich mich aber auch wie zu Hause«, warf Nuka ein.
Das zu hören freute Inuk über alle Maßen, dennoch versuchte er seine Freude zu verbergen. Auch wenn er Nuka bereits nach so kurzer Zeit sehr ins Herz geschlossen und gern um sich hatte, wollte er dessen Glück nicht im Weg stehen.
»Wirst du uns besuchen kommen?«, fragte der Waisenjunge leise.
»Wenn Sila mich einlädt, komme ich bestimmt mal vorbei, um zu sehen, dass du keinen Unsinn anstellst.« Inuk versuchte die Situation aufzulockern und zwang sich zu einem Lächeln.
»Nuka, wie wäre es, wenn du erstmal hierbleibst und wenn du doch lieber bei Inuk leben möchtest, dann bringe ich dich wieder zu ihm«, schlug Sila nun vor.
Nuka nickte, ohne den Blick von Inuk abzuwenden.
»Gut, dann werde ich dir schon mal dein Bett machen.« Sila stand auf und ließ die beiden für einen Augenblick allein.
»Ich will nicht, dass du wieder allein bist«, sagte Nuka flüsternd.
»Das bin ich doch nicht. Du kannst mich jederzeit besuchen, und ich besuche dich.« Inuk strich ihm liebevoll über die Haare.
»Aber was hält dich denn in dem alten Wirtshaus?«, hakte Nuka nach.
»Es ist nun mal mein Zuhause. Das war es schon immer.«
Nuka verstand. Ein eigenes Zuhause war auch für ihn immer das Wichtigste. Eines zu haben und es nicht aufgeben zu wollen, konnte er daher gut verstehen.

Es war beinah Mitternacht, als Inuk den Weg zurück zum Wirtshaus antrat. Es war dunkel und kalt als er durch den Schnee stapfte. Schon jetzt fehlte ihm die Gesellschaft des Waisenjungen. Der Gedanke an ihn ließ ihn schmunzeln. Wie hatte er es nur angestellt, dass er ihm so schnell ans Herz gewachsen war? Er betrat das Wirtshaus, aber auch hier war es kalt und dunkel. Nichts hatte sich an dem Gebäude verändert und dennoch wirkte es ohne Nuka trostloser als jemals zuvor.
Wenig später lag Inuk in seinem Bett und starrte an die Decke. Diese plötzliche Stille im Haus war ihm unheimlich und ihm wurde klar, dass es nicht das Gebäude war, dass aus diesem Ort sein Zuhause gemacht hatte. Es war das Leben, das hier einst geherrscht hatte, aber schon lange verschwunden war.

Währenddessen brachte Sila ihr Ziehkind zu Bett.
»Ich bin froh, dass ich bei dir bleiben darf«, sagte Nuka. »Nur wünschte ich, Inuk wäre auch hier.«
»Ich weiß, ich wünschte auch, er wäre bei uns.« Sie deckte ihn liebevoll zu und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Nuka lächelte glücklich. Seit er sich erinnern konnte, war dies das erste Mal, dass ihn jemand so umsorgte und das gefiel ihm sehr. Es war genau das, worum er andere Kinder immer beneidet hatte.
Gerade als er sich zum Schlafen auf die Seite drehen wollte, drang das Klopfen an der Haustür an seine Ohren. Verwundert setzte er sich wieder auf.
»Du bleibst im Bett«, sagte Sila, die ebenso überrascht von dem Klopfgeräusch war und ging zur Tür. Sie öffnete und sah direkt in die strahlenden Augen von Inuk.
»Du hattest recht«, sagte er zu Sila. »Nicht das Wirtshaus ist mein Zuhause. Es sind die Menschen, die mir etwas bedeuten.«
Sila lächelte. »Also bleibst du bei uns?«
»Ich denke, es ist Zeit für einen Neuanfang«, antwortete Inuk nickend.
Nuka, der sich aus seinem Zimmer geschlichen und hinter einem Holzbalken versteckt hatte, lief auf Inuk zu und fiel ihm direkt in die Arme.
»Das ist das schönste Geschenk, das ihr mir machen konntet«, sagte er überglücklich. Ohne ihn loszulassen, trat Inuk ein und schloss die Tür hinter sich.
Endlich hatte Nuka die Familie, auf die er sein Leben lang gewartet hatte.

Ich wünsche dir fröhliche Weihnachten!

Copyright © 2024 Akela Fisher

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Lektorat „Die Flinke Feder“