Für die Geschichte „Der Fluch des Nachtalbs“, aus der dieser Auszug stammt, habe ich meine lieben Follower auf Instagram miteinbezogen. Sie durften abstimmen und entschieden sich für eine Geschichte über den Nachtalb, die im Herbst in den Bergen spielt und auch einen romantischen Anteil haben sollte. Die Hauptprotagonisten sind hier zwei Männer, eine Frau und ein Hund.
Der Fluch des Nachtalbs
Es vergingen einige Tage, in denen sich Elissas Zustand immer weiter verschlechterte. Ihre Albträume wurden stetig schlimmer und die Müdigkeit übermannte sie oft mitten am Tag. Schon bald war sie kaum noch in der Lage das Bett zu verlassen und die Sorge um die junge Frau wuchs. Weder Cayden noch Liam konnten sich erklären, was geschah und keiner der beiden hatte eine Idee, wie man Elissa helfen konnte.
»Es muss doch irgendeinen Grund für all das geben. Eine Ursache, die wir bekämpfen können«, sagte Cayden verzweifelt.
»Auch ich wünsche mir nichts sehnlicher als endlich den Ursprung dieser Albträume zu kennen, nur habe ich wenig Hoffnung«, entgegnete Liam niedergeschlagen.
»Langsam habe ich Angst, dass wir sie verlieren«, gab Cayden leise zu und sah seinen Gefährten mit Tränen in den Augen an.
»Das lasse ich nicht zu«, sagte Liam seufzend und zog Cayden tröstend in seine Arme.
Es war mitten in der Nacht. Von Elissas unruhigem Schlaf geweckt, drehte Cayden blinzelnd den Kopf zur Seite. Der Vollmond erhellte die Schlafkammer der drei und ermöglichte ihm einen Blick auf eine schreckenerregende Kreatur, die auf Elissas Brust kauerte und ihr scheinbar die Luft zum Atmen nahm. Mit einem erstickten Schrei wich er zurück und rüttelte panisch Liam wach. Das Wesen drehte bedrohlich langsam seinen Kopf und starrte Cayden aus bösartig glühenden Augen an, bevor es spurlos verschwand.
»Was ist denn los?«, fragte Liam verschlafen und rieb sich die Augen.
»Ich habe es gesehen«, stammelte Cayden aufgelöst und kroch über das Bett auf Elissa zu. »Ich habe das Wesen gesehen, dass ihr diese Albträume beschert.« Er zog sie in seine Arme und versuchte sie zu wecken.
»Wesen?«, hakte Liam nach und setzte sich auf.
»Ja, es war furchteinflößend. Ein grässlich grüner Kobold mit langen spitzen Ohren und einer unheimlichen Fratze. Er hockte auf ihrer Brust.«
Elissa blinzelte und sah Cayden erschöpft an, doch sagte sie kein Wort. Sie bewegte sich nicht einmal.
»Cayden, beruhige dich«, sagte Liam und legte eine Hand auf dessen Schulter. »Das hast du ganz sicher nur geträumt …«
»Irgendetwas stimmt nicht«, unterbrach Cayden ihn. Er beobachtete Elissa mit besorgter Miene. Ihr Blick wirkte verängstigt und ihre Atmung wurde stetig schneller und unruhiger.
»Sie hat Angst«, stellte Liam fest und griff nach ihrer Hand. »Elissa, hörst du mich?« Als Antwort erhielt er nur ein nichtssagendes Geräusch, das ihren geschlossen Lippen entsprang. »Kannst du meine Hand drücken?«, fragte Liam, doch nichts passierte. Lediglich ein weiteres ängstliches Geräusch entwich ihrer Kehle.
»Alles wird wieder gut. Versuch ganz ruhig zu atmen«, sagte Cayden sanft lächelnd und strich zärtlich über ihre Wange. Obwohl er nicht verstand, was geschah und ebenfalls Angst verspürte, versuchte er ihr Mut zu machen und sie zu beruhigen.
»Was hat dieses Wesen ihr nur angetan?«, murmelte Liam. Cayden sah ihn überrascht an.
»Das heißt, du glaubst mir?«
»Es ist offensichtlich, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, also ja, ich glaube dir«, antwortete Liam und überlegte angestrengt, wie Elissa zu helfen war.
Einige Minuten verstrichen und ohne, dass einer der drei irgendetwas getan hatte, begann Elissa sich plötzlich wieder zu bewegen, als ob nichts gewesen wäre. Erleichtert fiel sie ihren Gefährten in die Arme und weinte bitterlich.
»Was ist geschehen?«, fragte Liam ungläubig.
»Ich weiß es nicht. Es war so furchtbar. Mein ganzer Körper fühlte sich an, als wäre er aus Stein. Ich dachte, ich könnte nicht atmen«, schluchzte Elissa.
»Vielleicht hat sie dieser Kobold mit einem Bann belegt, der noch anhält nachdem er verschwunden ist«, mutmaßte Cayden.
»Kobold? Was für ein Kobold?«, wollte Elissa wissen.
»Als ich vorhin erwachte, weil du wieder so unruhig geschlafen hast, sah ich ein unheimliches Wesen«, antwortete Cayden beunruhigt.
»Wo hast du es gesehen?«, hakte Elissa nach.
»Es hockte auf deiner Brust.«
Elissa sah ihn schockiert an. Für einen Moment wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Sie versuchte verzweifelt ihre Gedanken zu ordnen.
»Genauso fühlt es sich an. Als würde etwas auf meinen Brustkorb drücken und mir das Atmen schwer machen.«